Moore und Riedlandschaften

 

In Baden-Württemberg gibt es über 45.000 Hektar Moorfläche. Gemessen an ihrer Fläche – der Anteil der Moore beträgt nur noch knapp 1,3 Prozent der Landesfläche – ist ihr Beitrag zum Klimaschutz und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt jedoch überproportional. Leider sind auch bei uns im Land durch Entwässerung und Torfabbau viele Moore zerstört oder erheblich geschädigt worden. Deshalb ist der Schutz der verbleibenden Moore ein zentrales Anliegen der Landesregierung.

 

Rund 44 Prozent der Moorböden in Baden-Württemberg liegen im Bereich von Naturschutzgebieten, Fauna-Flora-Habitat-Gebieten oder gesetzlich geschützten Biotopen. Naturnahe Moore haben eine große Bedeutung für die Erhaltung von nährstoffarmen Feuchtlebensräumen und den zahlreichen an diese Lebensräume angepassten und oft stark gefährdeten Arten. Moore tragen dazu bei, die Qualität des Grundwassers zu erhalten. Der Schutz der Moore hat außerdem auch kultur- und landschaftshistorische Bedeutung, beispielsweise zur Sicherung von vor- und frühgeschichtlichen Fundstätten.

 

Intakte, wassergesättigte Moore sind bedeutsame Kohlenstoffspeicher. Demgegenüber mineralisieren entwässerte Moorböden und setzen dabei erhebliche Mengen an Kohlendioxid und anderen klimawirksamen Gasen frei. Moorschutz dient daher dem Schutz der biologischen Vielfalt und dem Klimaschutz gleichermaßen.

 

Große Projekte zur Moorrenaturierung in Baden-Württemberg wurden bereits im Pfrunger-Burgweiler Moor, im Horbacher Moor, im Wurzacher Ried sowie am Federsee durchgeführt. Auch im laufenden Naturschutzgroßprojekt Baar werden Maßnahmen zum Schutz des Moors und seiner Renaturierung umgesetzt.

 

Federseeried

Der Federsee bei Bad Buchau in Oberschwaben (Landkreis Biberach) ist mit einer Fläche von 1,4 km² der zweitgrößte See in Baden-Württemberg. Er liegt inmitten des mit 33 km² größten zusammenhängenden Moorgebietes Südwestdeutschlands und ist mit ihm der Rest eines einst sehr viel größeren, etwa 50 km² bedeckenden nacheiszeitlichen Sees. Dieser Komplex aus See und Moor stellt heute den Kern des geologischen Federseebeckens dar, das nach Renaturierungsmaßnahmen inzwischen mit seinen früheren Ufern und Inseln eine überragende natur- und kulturhistorische Bedeutung besitzt.

Als typischer Flachsee ist der Federsee Lebensraum für viele an warme, nährstoffreiche Gewässer angepasste Arten. Aufgrund seiner geringen Tiefe gelangt das Sonnenlicht bis auf den Boden, so dass sich eine üppige Wasservegetation entwickeln kann. Die Ufer sind durch Buchten reich gegliedert und daher begehrte Brutreviere für Vögel und Fische. Durch das Mosaik an verschiedensten, eng verzahnten Lebensräumen findet so eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten geeignete Bedingungen am Federsee. (Genannt sind hier vor allem am oder im Wasser bzw. in Mooren oder entsprechenden Feuchtgebieten lebende Arten.)

Hier noch einige wissenswerte Fakten über den Federsee:

 

Der Steg wurde erstmals im Jahr 1911 erbaut und seither vier Mal komplett erneuert. Die letzte Erneuerung fand  2010 und 2011 statt. Der Bau des Steges kann nur im Winter bei strengem Frost erfolgen, da nur dann der ansonsten weiche Moorboden mit Baumaschinen befahrbar ist.

 Länge: 1.486 m

  • Erbaut: Erstmals 1911, erneuert 1949,1961-65, 1983-85 und 2010/11

   

Wurzacher Ried

 

Das Wurzacher Ried ist eines der größten Naturschutzgebiete und eines der bedeutendsten Moorgebiete Süddeutschlands. Von der EU wurde es als europäisches Vogelschutz- und FFH-Gebiet („Natura 2000“) mit einer Prämie ausgezeichnet. Das Moorgebiet liegt nördlich der Gemeinde Bad Wurzach in Baden Württemberg.

Die Moorfläche bildet ein sich von Nordost nach Südwest erstreckendes, unregelmäßiges Viereck von ungefähr 8 × 4 Kilometer, insgesamt ca. 18 km². Es lassen sich im Wesentlichen drei Abschnitte unterscheiden:

Der Großteil des „Haidgauer Rieds“ (auch Haidgauer Hochmoorschild genannt) und größtenteils auch das östliche, „Alberser Ried“ bilden den weithin noch unberührten Kernbereich des Hochmoors  Regenmoor).

  • Die Fließ- und Grundgewässerbereiche bilden Niedermoorbereiche. Hier schlängeln sich die „Haidgauer Ach“, die „Dietmannser Ach“ und mehrere randständige Bäche als natürliche Bachläufe durch das Ried.
  • Der ca. 200 ha große, ehemalige Torfstichbereich, ein westlicher Ausläufer des Hochmoors, wurde zum Zweck der planvollen Renaturierung in den letzten 20 Jahren wieder vernässt, indem die Funktion der Trockenlegungskanäle aufgehoben wurde. Das „Dietmannser Ried“ im äußersten Nordosten, Wassergräben, Moortümpel, verlandende Torfstiche, Moorwälder, sowie die extensiv-landwirtschaftlich bewirtschafteten „Riedwiesen“ an allen Rändern sind die vom Menschen in den letzten 300 Jahren veränderten Landschaftselemente.

 

Pfrunger-Burgweiler Ried

Das Pfrunger-Burgweiler Ried (früher Pfrunger Ried) ist nach dem Federsee mit 2600 Hektar das zweitgrößte zusammenhängende Moorgebiet Südwestdeutschlands.

 

Das heutige Moorgebiet ist ein Rest eines nacheiszeitlichen Sees, der sich nach Abschmelzen des Rheingletschers nach und nach mit Sedimenten und mineralischen Einlagerungen verfüllte und somit teilweise verlandete. So entstanden Flachmoore und an manchen Stellen über ihnen Hochmoore. Diese Gebiete waren durch Tiefgründigkeit und Nässe gekennzeichnet und eigneten sich nicht für eine dauerhafte menschliche Besiedelung. Allerdings bildeten sich auch durch mineralische Einschwemmungen feste Inseln, auf denen die ersten festen menschlichen Siedlungen entstanden. Der Kernbereich des Gebietes blieb aber unbesiedelt und galt als unbebaubares, minderwertiges Land.

 

Schwenninger Moos

 

Das Schwenninger Moos ist ein Regenmoor auf der Baar bei Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg.

 

Das Moorgebiet ist drei Quadratkilometer groß, befindet sich 705 m ü. NHN und ist Naturschutzgebiet. Durch das Moor verläuft die Europäische Wasserscheide, die die Zuläufe von Rhein und Donau trennt: Im Moor ist der Ursprung des 362 Kilometer langen Neckars, der bei Mannheim in den Rhein mündet. Eine Kalkmergel-Quelle innerhalb des Moores könnte am ehesten als Neckarursprung bezeichnet werden, liegt aber in einem geschützten Gebiet und ist daher für Besucher nicht zu sehen. Außerdem ist das Moor Quellgebiet des Talbachs, der bei Marbach, einem Stadtbezirk Villingen-Schwenningens, in die Brigach, einen der beiden Quellflüsse der Donau, mündet.

 

Im Moor gibt es über 400 verschiedene Pflanzenarten. Darunter sind viele gefährdete Pflanzen.

 

Torfmoose sind die wichtigsten Pflanzen im Moor. Sie sind optimale Wasserspeicher, da sie kleine lebende Zellen besitzen die Photosynthese betreiben und große tote Zellen die Wasser speichern können. Das Sphagnum-Torf zum Beispiel kann ein Wassergehalt über 90 % enthalten. Durch diese Eigenschaft können sie den gesamten Wasserhaushalt des Moores regulieren. Torfmoose sind außerdem effektive Nährstoffsammler. Moose sind auf Regenwasser angewiesen, da sie keine Wurzeln besitzen. Das Moos bindet Nährstoffe an seine Zellwand und gibt während dessen Protonen ab, weshalb der Moorboden sauer wird.

 

Um das Kerngebiet des Schwenninger Mooses führt ein Wanderweg durch Fichten- und Birkenwald, von dem aus man teilweise auf die freie Moorfläche sehen kann. Über einen kurzen Steg kann man die sich regenerierende Vegetation des Moors aus der Nähe ansehen, ohne widerrechtlich das Moor zu betreten oder zu schädigen. Im Schwenninger Moos beginnt auch der Fernwanderweg Neckarweg, der dem Neckarlauf bis zur Mündung in Mannheim folgt.

 

Wildseemoor - Kaltenbronn

 

Der Wildsee zwischen Bad Wildbad und Gernsbach ist ein Moorkolk im Nordschwarzwald in Baden-Württemberg. Er gilt als der größte Hochmoorkolk in Deutschland. Das umliegende Plateauhochmoor, das Wildseemoor, ist das größte Hochmoor des Schwarzwalds und gehört zum Natur- und Waldschutzgebiet Kaltenbronn.

 

Am Ende der Eiszeit sorgten wasserundurchlässige Buntsandsteinschichten bei hohen Niederschlägen für Versumpfungen auf dem Hochplateau Kaltenbronn. Es entstand zuerst ein Niedermoor. Erst durch das stetige Anwachsen der Torfschicht wurde es zum Hochmoor (was nichts mit der Höhenlage zu tun hat). Inzwischen ist die Torfschicht auf ca. 8 Meter angewachsen.
Bei einem Hochmoor wächst die Torfschicht immer weiter. Die obere Pflanzenschicht verliert den Anschluss zum Grundwasser. Nur wenige Pflanzenarten können aber alleine mit dem nährstoffarmen Regenwasser auskommen, so dass eine artenarme aber einzigartige Umgebung entstanden ist.

 

Die Planzen der Hochmoore gehören zu den "Überlebenskünstlern", denn sie müssen mit einem extremen Lebensraum auskommen: nass, sauer, nährstoffarm und kühl. Nur wenige "Spezialisten" finden sich hier zurecht. Dazu gehören die Torfmoose, die Rosmarinheide, das Scheidige Wollgras, die Moosbeere oder die Torf-Mosaikjungfer-Libelle.
Schon der Eintrag von Kalkstaub an den Schuhen kann dieses System verändern. Aus diesem Grund wurden die Bohlenwege angelegt und das kalkhaltige Material auf den umliegenden Waldwegen durch kalkarmen Schotter ausgetauscht. Auch das Füttern der Enten oder das Wegwerfen von Essensresten ist nicht erlaubt. Jeglicher Eintrag von nährhaltigen Stoffen kann das Ökosystem verändern.